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CAFÉ 50+ Phase 2 (Download)

Konzept_CAFE50_Phase2.pdf

Konzept

1. Showing 4. 6. 2008

© Elisabeth Handl

CAFÉ 50+

soziotheatrales Pilotprojekt mit Frauen über 50

Arbeitsbeginn / Phase 1: Februar – Juli 2008
Phase 2: September-Dezember 2008
Aufführungen: November/Dezember 2008 - FLEISCHEREI

Künstlerische Leitung: Eva Brenner (A/USA/Theater/Regie/FLEISCHEREI)
Silvia Both (A, Tanz/Bewegungstraining, Choreografie/t a n z p o o l)
in Kooperation mit dem Verein ZEITENBLICK

Das Projekt findet statt im Rahmen von “CREATING ALTERNATIVES 2”: no justice no peace! - [1938 – 1968 – 2008] Sozio/Theatrale Projekte zum Thema „Migration/Integration/Partizipation“ Zweijahreskonzept  [2008 - 2009]

Oral Histories und Theaterexperimente zum Thema „Lebens-Wendepunkte vor und nach 68“

„Café Fitfty+“ ist eine theatraler Erfahrungswerkstatt für Frauen über Fünfzig, die auf Einladung von Eva Brenner und Silvia Both zustande gekommen ist und an Oral Histories und Theater interessierte Frauen (Laien) in der FLEISCHEREI zum Erzählen, Sammeln von Lebensgeschichten versammelt. Die TeilnehmerInnen sind großteils aus dem ehemaligen „Erinnerungstheater“ hervorgegangen und haben sich unter dem Titel „Zeitenblicke“ als eigener Verein neu formiert. Ziel ist das Sammeln und Darstellen von (eigenen/fremden) Erinnerungen, die Aufarbeitung der Lebens-Zeitgeschichten der Mitglieder und die Erarbeitung theatraler Darstellungen auf Basis von Formen des „Animationstheaters“.  Für 2008 hat sich die Gruppe das Thema „Von 1938 bis 2008“ gewählt, wozu Projekte in verschiedenen Kontexten entstehen sollen.

Ab Februar beginnen wöchentliche Arbeitssitzungen in der FLEISCHEREI zum Thema „1968er Jahre“ mit freiwilligen TeilnehmerInnen, wobei nach einem gemeinsamen Warm-up und Bewegungstraining Erzählstrukturen entwickelt und mit improvisatorischen Mitteln des „Physical Theater“ erarbeitet werden. Sowohl die spezifische Lebensweise als auch konkrete Erinnerungen an Wendepuntke ihres Lebens als Frauen ihrer Zeit, von der eigenen Kindheit oder das mühsame Erwachsenwerdewn, die Jahre des Wideraufbaus in den 50er und 60iger Jahren, die erste Liebe, die Kinder,  die Ausstattung ihrer Wohnugenn.  Einige der beteiligten Frauen waren damals selbst aktiv, andere als Hausfrauen in bürgerlichen Zusammenhänge eingeschlossen und weit ab der Zeitereignisse... Diese Kontraste  sollen herausgeschält, neben einander gestellt und in ihrer individuellen wie auch kollektiven Tragweite hinterfragt werden.

Zitate aus einer Geschichte einer Frau (geb. 1946)
„Wenn ich zurückdenke… so habe ich ab ca. 1958 vor allem Weltschmerz gehabt. Ich habe nicht teilgenommen am politischen Geschehen, war auf mich und mein kleines Kind konzentriert, auf meine ganz persönliche Problematik. Ich spürte zwar, irgendetwas in meinem Leben sollte, müsste sich ändern – aber was konnte ich tun, als Individuum?... Das war schon vor 1968 eine Frage für mich, aber es betraf noch nicht das Frauenthema, das mich heute beschäftigt. Mein Problem war: ich wollte nicht heiraten! Ich wollte ein eigenes Leben! Und der braun-schwarze Hintergrund meines Mannes gefiel mir ganz und gar nicht. Nach der Karenz und der frühen Scheidung stand ich beruflich wieder vor dem Neubeginn. Die Frage war, was mache ich nun? Mit den gesellschaftlichen Konventionen, wo jedes Scheitern der Frau angelastet wird, auch der Verlust der Ehe? Ich habe wahrgenommen, was um mich herum passiert, ich habe viel gelesen, aber meine Frage war: was kann ICH verändern? Ich war nicht organisiert, ich befand mich in einem kleinbürgerlichen Milieu, das große Angst vor jeder Veränderung hatte. Meine Eltern hatten z.B. überhaupt kein Verständnis für die 68er Bewegung, die war ihnen suspekt, ja gefährlich. Sie identifizierten sie mit Drogen, mit der Lust am Zerstören. Für mich war die Bewegung ein falscher Weg, sie war zu gewalttätig, mit zu vielen Illusionen besetzt! Ich hatte Angst vor Massen, vor dem Kollektiv, vor Kontrollverlust.  Mich hat die Bewegung nicht erreicht!...“ -  Susanne Schuster, Verein ZEITENBLICKE, Transkript aus einem Interview mit Eva Brenner, Dezember 2007


Das Projekt „CAFÉ50+“
bringt anhand persönlicher Erinnerungen von Frauen über Fünfzig, die in individuellen und Gruppen-Improvisationen zu zentralen Wendepunkte in ihrem Leben kristalliert werden, Spuren der Epochenkollisionen des 20. Jahrhunderts nachzeichnen und Konflikte der Emanzipation zur Sprache bringen. Nachgezichnet werden dabei "Mythen des Alltags", die Auschluß geben über die Bruchlinien seit 1938 über 1968 bis hin zu 2008 . Ergänzt von Fragmenten zeitgenössischer Theaterstücke und Texte werden Themen, Hintergründe und Folgen der „Umbrüche“ seit 1045 erforscht – egal ob einzelnen Frauen der Gruppe aktiv beteiligt waren oder nicht.  Ausgangspunkt ist die Erinernung oder Verdängung der Ereignisse um den Mai 1968 und das Vermächtnis der Rebellen der „68er“ Generation, die einst ein raidkales Gegenkonzept zur herrschenden Moral und Lebensweise der Nachkriegszeit formulierten -  in ihrem immer neuen Versuch, die „Verhältnisse zum Tanzen zu bringen“.   Entscheidend ist die Entdeckung der vielen Spielarten und Entwicklungsschritten, in denen sich die Emanzipation vieler Frauen aus dem bürgerlichen Korsett der Abhängigkeit der 50er Jahre vollzog, sie sich Fraune-Leben - mit, trotz oder/und jenseits der Ereignises von 1968 - verändert hat, wie sehr sich die Perspetkiven und Aspirationen von heute 50-70ig-jährigen Frauen von jenen ihrer Mütter und Großmütter unterscheiden...

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