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© Rainer Berson







© Blind Spot E²

HERZ.angst

Performance nach Prosatexten von Else Lasker-Schüler
& Marlene Streeruwitz

Donnerstag, 7. April 2005, 20 Uhr

 

Weitere Aufführungen:

8.-10., 12.-16., 19.-23. 4., jeweils 20 Uhr

Publikumsdiskussion nach jeder Aufführung

 

im Rahmen des neuen Projektzyklus

NICE TO MEAT YOU!

Szenen im Zeitalter von TERROR & COOLNESS

Interdisziplinäres Theater- & Forschungsprojekt

 

Regie: Eva Brenner (A/USA)

Assistenz:
Isabel Öhlinger (A)
Räume/Licht/Videoprojektion:
Andreas Pamperl (A)
Musikinstallation:
Konstantin Anthanasiadis (A)
Dramaturgie/Produktionsleitung:
Andreas Kövary (A)
Dramaturgieassistenz:
Anna Sonntag (A)
Kostüme:
Beatrice Radlinger (A)
Fotografie/Grafik:
Rainer Berson (D)
Webdesign/typo3 Redaktionssystem:
Alexander Schlögl (A)
Choreographische Mitarbeit:
Sibylle Starkbaum (A)
Konzeptionelle & dramaturgische Vorarbeit zu Else Lasker-Schüler:
Sylke Kirschnick (D)
PR & Pressearbeit:
Anzelini’s Büro, Monika Anzelini, monika(at)anzelini.at
Performance:
Emel Heinreich (A/TR), Birgit C. Krammer (CH), Maren Rahmann (D), YAP Sun Sun (SING)

Ein theatrales Spiel um Projektionen des „Fremd-Seins“ und der „Zugehörigkeit“

Das Projekt HERZ.angst wurde auf Basis früher „orientalisierender“ Prosatexte von Else Lasker-Schüler (1869-1945) und einem Auftragswerk der Autorin Marlene Streeruwitz von einem interkulturellen Ensemble erarbeitet. Im Zentrum steht die „Gespaltenheit“ von Frauen und Künstlerinnen, die sich sowohl an dem Ort ihres „Exils“ wie auch in der Kultur, aus der sie stammen, heimatlos fühlen und mit Identitätsverlust zu kämpfen haben. In dreifacher Hinsicht selber „Fremde“, hinterfragen sie ihr Frau-Sein, ihre Existenz als Künstlerinnen und ihre ausländische Herkunft.  Auszüge aus Lasker-Schülers Briefroman „Mein Herz“ (1912) und der orientalisierenden Prosa stehen im Kontrast zur Melancholie ihres späten Gedichts „Mein Blaues Klavier“, 1943 kurz vor ihrem Tod in Jerusalem verfasst. Das virtuose Vexierspiel Lasker-Schülers spiegelt sich in den persönlichen Geschichten der vier „bewegten Frauen“ um wirkliche und fiktive „Zugehörigkeiten“. Kritische Texte von Marlene Streeruwitz brechen das szenische Spiel und umkreisen das Thema aus der Sicht zeitgenössischer Frauen.Dabei wird zwangsläufig das Bild dekonstruiert, das „wir“ uns vom „Fremden“ machen und - vice versa - die „Fremden“ von Menschen der westlichen Hemisphäre. Im „leeren“ Theaterraum der FLEISCHEREI entfaltet sich ein Panorama, das den Zeitraum eines Jahrhunderts umspannt. Der Diskurs erweitert sich vor den Auslagen der FLEISCHEREI in den öffentlichen Raum. 

Statements des Ensembles:

Konstantin Athanasiadis (Komponist/Musiker, A): „Ich bin ein Mensch ohne kulturelle Identität - das einzige, was ich mitbekommen habe von zu Hause, das ist „die Musik“. Eva Brenner (Regisseurin): „Am wohlsten hab ich mich in New York gefühlt  denn dort sind alle ‚fremd’!  Meine Entfremdung von einem österreichischen Heimatgefühl wurde mir erst bewusst, als ich von der verschwiegenen polnisch-jüdischen Herkunft meines Vaters erfuhr.“ Emel Heinreich (Schauspielerin, A/TR): „Ich bin in der Türkei geboren und lebe seit 20 Jahren in Wien. Ich habe mich dort fremd gefühlt, und in hier immer eine Ausländerin geblieben. Wenn man ein entwurzeltes Ich hat, muss man sich Flügel schaffen, um ein Weltmensch zu werden.“  András Kövary (Dramaturgie, Produktionsleitung A): „Seit der frühen Emigration aus Ungarn bin ich immer ein heimatloser Weltbürger auf der Suche nach neuen Zugehörigkeiten.“ Birgit C. Krammer (Schauspielerin, CH): „Ich fühle mich nicht als ‚Fremde’ hier, obwohl ich auf dem Papier Schweizerin bin – also eine ‚bevorzugte Ausländerin’.  Das gibt mir eine gewisse Distanz zu Österreich, die ich schätze.  Else konnte in Realität nirgends zu Hause sein, deshalb erschuf sie sich ihre Traumwelt.“ Beatrice Radlinger (Kostümbildnerin, A): „Jeder von uns ‚Österreichern’ müsste auf Kultursuche sein genau wie alle so genannten ‚Fremden’ - denn unsere Geschichte ist doch äußerst durchwachsen.“ Maren Rahmann (Schauspielerin, D): „Ich stelle es mir schrecklich vor, eines Tages gesagt zu bekommen: du darfst hier nicht mehr leben, du gehörst nicht dazu.“  YAP Sun Sun (Schauspielerin, SING): „In Singapore I am to tall and my voice is to deep for a woman.  Here, I am looked upon as someone who makes Qui Gong and who eats dogs My family in Singapore asks me ‘When are you coming home?’ - But there’s no real home.  As for my parents, they want to go home to China, where they have never lived.”

 

Else Lasker-Schüler (1869-1945):

die bedeutende deutsche Avantgardistin, Lyrikerin, Dramatikerin und Erzählerin, lebte von 1894 bis 1933 in Berlin und wurde1933 nach Zürich in die Emigration gezwungen. Ab 1939 lebte sie in Jerusalem, wo sie – in Künstlerkreisen bereits anerkannt – einsam und verarmt starb. In ihrer Prosa zählten Orientalismen zu häufigen literarischen Verfremdungsstrategien. Vor dem Hintergrund des wachsenden Faschismus thematisiert die Dichterin unter wechselnden Masken ihre Sehnsucht nach einem phantastischen „Arabien“ und „Hebräerland“. Als „Privatperson“ inszenierte sich Lasker-Schüler gerne als „orientalische Künstlerin“. In einem selbstverliebten Spiel von exotischen Kostümierungen persiflierte und verwirrte sie ihre Zeitgenossen als „Jussuf, Prinz von Theben“.  Diese Figur eröffnet einen weiten assoziativen „Spielraum“, in dem in exotischen Ritualen die Rolle von Kunst und Künstlern, von Utopie und kultureller Identität relativiert wird.  1932 erhielt Else Lasker-Schüler den Kleist-Preis für ihr Gesamtwerk.

Marlene Steeruwitz schreibt aus aktueller Sicht von Frauen und Künstlerinnen ihren literarisch-theoretischer Text als „Widerstandstext“ in die Performance ein - mit dem heutigen Wissen um das Schicksal einer deutschen Jüdin wie Else Lasker-Schüler, der die „Heimat“ entzogen wurde.  Sie thematisiert ein Europa als kuriosen „Fleisch-Markt“ aus Werbung, Tourismus und Konsum, der den Umgang mit dem „Fremden“ vertraut zu machen und zu nutzen sucht - während die Entfremdung rapide zunimmt.

Interaktion mit dem Publikum:

Die ZuschauerInnen können sich interaktiv in die Performance einschalten: sie sind eingeladen, auf der  Homepage des Theaters  persönliche Texte zu dem Thema „Orient“ und „Fremdheit - Zugehörigkeit“ zu schreiben und erhalten dafür freien Eintritt.  Ein Text wird jeden Abend ausgewählt und vom Schauspielensemble live improvisiert.  Dadurch gestaltet sich der Ablauf jeder Aufführung neu.

 

PR & Pressearbeit: ANZELINI’S BÜRO, 0699-13224663, monika(at)anzelini.at 

DOWNLOADS HERZ.angst

herz_angst_ankuendigung.doc

Premiere - UA HERZ.angst

110 K

PRESSEMAPPE_HERZ.angst_de.doc

Pressemappe HERZ.angst

103 K

PT-STUDIO_FLEISCHEREI2005de.doc

FLEISCHEREI – PROJEKT THEATER STUDIO PHASE II

253 K

STREERUWITZ_ElseLasker-SchuelerProjekt.doc

Text Marlene Streeruwitz, verfasst für die Produktion HERZ.angst

24 K
© Rainer Berson 2005

Zum downloaden: mit der rechten Taste der Maus auf das Bild/den Link klicken und "Link downloaden" wählen. Mac mit Eintastenmaus: ctrl-Klick.

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© Rainer Berson 2005
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