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migration mondays

migration mondays I : Sept.-Dez. 2006

Cooking-Shows mit biografischen Erzählungen von MigrantInnen
Theater + Aktion + Musik + Gespräche + Speis + Trank in der FLEISCHEREI & im öffentlichen Raum

Jeden Montag ab 19:30 Uhr non Stop (pay as you wish)

Die FLEISCHEREI - ist „Geschichte“…
Die FLEISCHEREI - macht „Geschichte“...
Ein ehemaliger Kolonialwarenladen gewinnt eine neue Funktion:

  • Ein neues Basiszentrum für zeitgenössisches Theater
  • Ein Raum für „künstlerische Nahversorgung“ in Innenstatrbezirken
  • Eine kreative Sammelstelle migrantischer Lebensgeschichte/n
  • „Auf der Suche nach neuen Verkehrsformen des Lebens“

Das Projekt

Ab Herbst 2006 setzt das neue künstlerische Team der FLEISCHEREI das spannungsreiche partizipatorische Arbeitsformat der wöchentlichen „monday nites“ in der FLEISCHEREI fort

Zu dem Thema des Jahreszyklus 2006-07 über „Migration&Integration“ werden über drei Monate hinweg jeden Montag Abend geladene Gäste aus dem Bezirk mit migrantischem Hintergrund eine Speise ihres Herkunftslandes kochen und innerhalb einer theatralen Talkshow ihre Lebensgeschichte erzählen.  Die Frage lautet: Warum sind Sie nach Österreich gekommen?  Wie ist es Ihnen hier ergangen? Wie erfolgreich ist Ihre „Integration“?

Für das sozio-theatrale Experiment stellen die Cooking-Show den sozialen Rahme dar, in den biografische Erzählungen mit Fragen und Antworten aus dem Publikum, serielle chorische Lesungen aller Anwesenden aus Elfriede Jelineks Stück „Das Werk“ (2000), und das abschließende gemeinsame Essen, Trinken und Musizieren integriert werden. Jelineks scharfzüngiger und ironisch-witziger Text „Das Werk“ thematisiert ein zentrales gesellschaftlich verdrängtes Trauma der 2. Republik an Hand der Aufbaugeschichte des Kraftwerks Kaprun, bei dessen Errichtung zahllose ausländische Zwangsarbeiter getötet wurden.  
Die Shows werden von je einer/einem KünstlerIn der FLEISCHEREI als Talkshow-Host geleitet, die das Publikum aktiv einbeziehen.  Die FLEISCHEREI wird für das Projekt zu einem fiktiven Cooking-Show-„Studio“ neu gestaltet, wobei der große Schlachttisch in den Auslagen erhalten bleibt, auf dem das Publikum Platz nimmt.

Jeden Montag wird ein verwendetes Grundnahrungsmittel kritisch unter die Lupe genommen, die „Migration“ der Lebensmittel der Migration der Menschen gegenübergestellt. Ein Dramaturgenteam begleitet die Arbeit mit Recherchen über internationale „Nahrungsketten“ und ihre ökologisch-politischen Implikationen. Die Shows werden schriftlich dokumentiert und auf Video aufgezeichnet.  Am Ende der Serie wird eine DVD entstehen, die den ErzählerInnen gratis zur Verfügung gestellt und in Auslagen ausgewählter Lokale und Geschäfte im Bezirk abgespielt werden kann.

KuratorInnen: Eva Brenner & Andreas Pamperl (Künstlerische LeiterInnen der FLEISCHEREI)

Jahresprojekt über „Migration&Integration“ 06-07

mit Texten von Elfriede Jelinek, Charles Ofoedu & Magda Woitzuck

Im Rahmen des Zweijahresprojekts 

"NICE  TO  MEAT  YOU!, Szenen im Zeitalter von TERROR & COOLNESS" (2005 – 2007)

3 Produktionseinheiten - all year round...

1. "MIGRATION mondays" - theater+performance+film+musik+diskussion jeden Montag ab 18 Uhr, free for all
2. "FLEISCHEREI mobil" - 3x3 Tage Theateraktion jedes 3. Wochende im Monat - Performances an "Aussenstellen" im 7. Bezirk
Mit KünstlerInnen der FLEISCHEREI sowie Menschen aus dem Bezirk: Jugendliche, Geschäftstreibende, PensionistInnen,  NachbarInnen
...  Kleingruppen werden eingeladen, mit KünstlerInnen der FLEISCHEREI, die selbst MigrantInnen sind, in ihren Lokalen und im öffentlichen Raum Theaeraktionen und Performances in zu entwickeln, die parallell an 9 locations zur Aufführung kommen.  Texte: Elfriede Jelinek, Charles Ofoedu & Magda Woitzuck.  Workshop mit Jugendlichen, SchülerInnen und Menschen aus dem Bezirk sind den Aktionen vorausgesschickt - mit dem Ziel, einen authentischen Prozess der Partizipation zu ermöglichen.
3.  MAIN PROJECT: März/April 2007

„Endlich is a Ruah“ ist eine Weiterführung des Experiments HERZ.stücke  in der FLEISCHEREI (nach Texten von Heiner Müller, UA Oktober 2005) und bietet konzentrierte Arbeit mit Zielgruppen, die aktiv in den Arbeitsprozess im öffentlichen Raum einbezogen werden.  Damit geht das Team über die erfolgreiche Heiner Müller-Aktion „10 Tage 10 Nächte“ durch die intensive Vorarbeit mit Menschen aus dem Bezirk methodisch hinaus.  Die Forschung gilt anhand neuer Texte zu dem Thema „Migration&Integration“ - vor dem Hintergrund von Motiven aus Jelineks Werk - der Weiterentwicklung von Schnittstellen zwischen Kunst und Leben, zwischen Theater und Öffentlichkeit in der FLEISCHEREI.

Teil 2 des Zyklus „NICE TO MEAT YOU! – Szenen im Zeitalter von TERROR&COOLNESS“

Das Zweijahresprojekt setzt sich seit 2004 mit Globalisierung und Neoliberalismus auseinander.  Das Thema „Migration&Integration“ stellt in diesem Rahmen eine konsequente Folge dar.  Um sich dem komplexen Themenfeld anzunähern werden zwei zeitgenössische AutorInnen, die junge niederösterreichische Autorin Magda Woitzuck (Jhg. 1983) und der nigerianisch-österreichische Autor Charles Ofoedu, mit Auftragswerken betraut. Sie schreiben Uraufführungstexte über ihre persönlichen Erlebnisse des Fremd-Seins und Alternativen zu Ausgrenzungstendenzen im Wien von 2006. (Förderung durch das BKA-Kunst/Literatur).  Sie stellen den gesellschaftlichen Umgang mit (dem) „Anderen“ – die wachsende Isolation von „InländerInnen“ bei gleichzeitiger Ausgrenzung von „AusländerInnen“ – und den sich wandelnden Demokratiebegriff zur Diskussion.  Jelineks Texte „Cheibani W.“ (2003), „Ich möchte seicht sein“ (1983) und „Das Werk“ (2002) fungieren als Referenz.  Elfriede Jelinek unterstützt das Projekt und wird sich für die Erteilung der Rechte einsetzen.

„... Nur keine Aufregung, es ist natürlich, vollkommen natürlich, es ist sozusagen einfach und es ist natürlich wie ein Monatsschutz, denn der Monat muß geschützt werden, der Mensch selbst braucht das nicht, der kann sich selber schützen, außer er ist eine Frau. Und eine Frau ist zwar noch kein Neger, da hat sie Glück gehabt, aber eine Frau ist auch oft anders als sie sein soll. [...] gut, endlich is a Ruah. ...“
- Elfriede Jelinek, „Cheibani W.“, Notiz vom 23./24.7.2003

Das Thema  „Migration&Integration“

Sozial und politisch stellt die Problematik der neuen „Völkerwanderungen“ und die Asylgesetzgebung europäischer Länder eine der großen Herausforderungen der Gegenwart dar. Sie wird auch die Zukunft des weiteren europäischen Vereinigungsprozesses entscheidend mitbestimmen.  Die Frage ist: wird es gelingen, die von den Peripherien in die „Festung Europa“ drängenden Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen aus ihren Ländern vertrieben werden, aufzunehmen und zu menschlichen Konditionen zu „integrieren“ ohne ihre Identitäten auszulöschen?  Oder wird sich Europa zunehmend auf einen regressiven Nationalismus zurückziehen, kulturell abschotten und zu einer Insel seeliger Eliten werden, die sich gezwungen sieht, ihre  Privilegien mit undemokratischen (militärischen) Mitteln zu schützen?  Kulturell gesehen ist die zentrale Aufgabe der Zukunft die Herausbildung von erhöhter Akzeptanz des/der „Anderen“, d.h. einer heterogenen und interkulturellern Gesellschaft im erweiterten „Haus Europa“, wobei vorhandene Differenzen toleriert und als Bereicherung empfunden werden.

Textauswahl: Annäherung an Differenz/en

Magda Woitzuck „Schicksal“ (2006)
- Die junge niederösterreichische Autorin steht mit knapp 23 Jahren am Beginn ihrer Karriere.  Sie gewann kürzlich den Siemens Jugendliteraturpreis.

Charles Ofoedu „Ich bin ein Echter Wiener“ (2006)
- Der bekannte nigerianisch-österreichische Autor, PEN-Klub Mitglied und Aktivist ist im Zuge der Staatsaffäre „Operation Spring“(1999) unrechtmäßig verhaftet und als Drogenboss diffamiert worden. Zugleich wurden seine Werke von der Österreichischen Nationalbibliothek angekauft.

Die zwei AutorInnen, die wie das Ensemble unterschiedlichen Herkünften und Generationen angehören, schreiben unter der Signatur von:

  • Ausgrenzung & Integration
  • Körper & Macht
  • Kunst/KünstlerIn & Öffentlichkeit
  • Identität und Differenz/en

Mit ihrer unterschiedlichen Annäherung an das Thema  setzen sie sich, das Ensemble und das Publikum einer neuen Lektüre der scheinbar in mythologische Fernen gerückten Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek aus.

Ein Raum, ein Ensemble, ein Thema - 3 Produktionseinheiten all year round

In Erweiterung des im Projekt HERZ.stücke (Ende 2005) praktizierten Formats werden für „Endlich is a Ruah“ VertreterInnen ausgewählter Zielgruppen bereits in den Probenprozess einbezogen – von SchülerInnen und Jugendlichen aus dem Bezirk bis zu PensionstInnen und kleinen Geschäftstreibenden. Für den ersten Teil des Projekts (September- Dezember 2006) entstehen theatralen Szenen und Performances an den Orten, wo sich diese Menschen täglich aufhalten, und mit ihrer aktiven Mitwirkung; wir nennen sie „Außenstellen“ der FLEISCHEREI.  In Umkehrung sind im 2 Teil des Projekts (April 2007) dieselben Zielgruppen in die FLEISCHEREI eingeladen und intervenieren dort in die theatrale Umsetzung von Auszügen aus Elfriede Jelineks Stück „Das Werk“ über die Arbeitswelt, Zwangsarbeit und neuere österreichische Geschichte.

MAIN PROJECT - März/April 2007

In Umkehrung des dramaturgischen Kontextes der Vorarbeiten 2006 werden im Gegenzug die GeschäftsbesitzerInnen und VertreterInnen sozialer Organisationen zur Teilnahme an den Theaterszenen in die FLEISCHEREI geladen.

Im Zuge des  Zweijahresprojekts „NICE TO MEAT YOU!“, Szenen im Zeitalter von TERROR & COOLNESS (2005-07) soll es möglich werden, die Aktualität der gestellten Themen – Desillusionierung angesichts geschichtlichen Versagens linker Projekte bei Heiner Müller und gesellschaftliche Lösungsansätze über Projektionen weiblicher Emanzipation bei Elfriede Jelinek – aus Sicht jüngerer AutorInnen zu überprüfen und ästhetische wie thematische Verbindungen aufzuzeigen.  

Wesentlicher Teil des Konzepts ist die erweiterte Theaterarbeit im öffentlichen Raum und mit Menschen aus dem 7. Bezirk.  Für das Jahresprojekt „Endlich is a Ruah“ (2006-07) werden BetreiberInnen von 9 „Aussenstellen“ – Geschäftslokale, Gasthäuser, Schulen, soziale Organisationen – zur aktiven Mitwirkung eingeladen.