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ENDSPIEL in process 1-5 (1998/99)

5 Performances nach dem Stück "Endspiel" (1957) von Samuel Beckett und ein Gastspiel in Graz

© Peter Korrak

ENDSPIEL in process 1: FALLSUCHT

Produktion 1 im Zyklus

 

Premiere: 23.09.1998 

Regie: Eva Brenner (A/USA)

Raum: Walter Lauterer (A)

PerformerInnen: Marcelo Gama (BR), Beate Göbel (D), Susanne Hahnl (A), Maren Rahmann (D)

 

Der heute konstatierte Verlust von Visionen, Hoffnungen und Utopien geht einher mit dem Prozeß der Entwurzelung und Vereinzelung des Menschen. Erster Versuch über den Utopieverlust am Ende des Jahrtausends. Basierend auf "private Mythologien" des Ensembles werden Auszüge aus Becketts Stück in den Rahmen einer zeitgeistigen Cocktail-Lounge gesetzt. Wie im Zoo, hinter Glas, begegnen sich gutsituierte, gelangweilte Menschen auf der Suche nach dem nächsten Event, das die Leere ihres Alltags füllen soll. In diesem "Endzeitraum" wird die Erhaltung des Lifestyle mit hohem Eintritt bezahlt.

 

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© Kulturzentrum bei den Minoriten

ENDSPIEL in process 2: NICHTS NO THING SUNDER WARUMBE

Produktion 2 im Zyklus

In Coproduktion mit Kulturzentrum bei den Minoriten Graz

Nach Samuel Beckett, John Cage, Meister Eckhart, Heiner Müller

 

Premiere/Gastspiel: 20.11.1998, Kulturzentrum bei den Minoriten Graz

 

Regie: Eva Brenner

Rauminstallation: Luise Kloos (Graz)

Kostüme: Anita Hofer (Graz)

Musik: Andreas Weixler (Graz)

PerformerInnen:  Marcelo gama (BR), Beate Göbel (D), Susanne Hahnl (A), Maren Rahmann (D)

 

Die performative Prozession spielte sich in drei Stationen und über das Areal der barocken Klosteranlage verstreut ab. Im mittelalterlichen Kreuzgang fanddie Ouvertüre mit Live-Musik und Fackellicht statt, danach folgte das Publikum den PerformerInnen durch Höfe und über Treppen in den großen Saal des klösterlichen Speisesaals. Ein von weißem Licht bestrahltes Sandquadrat markierte die magische Spielfläche. Den Textfragmenten waren in räumlichen Körperbildern und Bewegungssequenzen autobiographische Motive unterlegt: 1. Der persönliche Aspekt des "Nichts" (positive wie negative Utopien), 2. Das im Kollektiv erfahrbare, gesellschaftliche "Nichts" und 3. Das philosophische und existentialistische "Nichts".

Was den einen nur mehr apolitische Sackgasse ist - ein "Weg ins Nichts" - eröffnet den anderen die Erfahrung einer neuen Lebensdimension.

 

Pressestimmen:

Beeindruckend

"... eine beeindruckende Schauspiel-Tanz-Performance von Eva Brenners Projekttheater Wien-New York."

- Kronenzeitung, 11. 11. 1998

 

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© Peter Korrak, Walter Lauterer

ENDSPIEL in process 3: STEREOTYPEN DES VERFALLS

Produktion 3 im Zyklus

Körpertheatrale Raumassoziationen zu Samuel Beckett

Mit Textzitaten von Elfriede Jelinek, Ingeborg Bachmann, Paul Celan u. a.

Premiere: 17.12.1998 

Regie: Eva Brenner

Raum: Walter Lauterer

PerformerInnen:  Marcelo Gama (BR), Beate Göbel (D), Clemens Matzka (A), Maren Rahmann (D)

 

Auszüge aus den Performances "Endspiel in Process" 1 und 2 wurden in einer szenischen Montage provokant gegenübergestellt. Zum ersten Mal arbeitete das Ensemble direkt mit dem Publikum , das mitten auf der Aktionsfläche -einem metaphorischen Aufenthaltsraum - Platz nahm und in das "Symposium über das Nichts" einbezogen war.

Zwischen den räumlich und choreographisch signifikanten Polen "Apokalypse" und "Paradies" erwächst für den Zuschauer die Vision zweier Zukunftsalternativen: Bewegung oder Erstarrung? Die Konfronation medial propagierter, "Endzeitstimmung" und Utopien am Ende des Jahrtausends münden in die Frage nach persönlichen Widerstandsmodellen, die heute noch machbar erscheinen.

 

Pressestimmen:

Best of 1998 / Theater:

 

"Ein Sportstück", Burgtheater Wien

"er, nicht als er", Salzburger Festspiele

"Fin de partie", Akademietheater Wien

"Endspiel in Process", Projekttheater Wien

"Publikumsbeschimpfung", Akademietheater Wien

- profil, 21. 12. 1998

 

 

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© Peter Korrak

ENDSPIEL in process 4: WIR ETWAS BEDEUTEN?

Produktion 4 im Zyklus

 

Mit dem Gastregisseur Terry O’Reilly aus New York initiierte das PROJEKT THEATER STUDIO die verstärkte Zusammenarbeit mit internationalen GastkünstlerInnen. O'Reilly ist Schauspieler, Regisseur und "Comedy" Spezialist sowie Co-Artistic Director der renommierten amerikansichen Experimentaltheatertruppe MABOU MINES, die seit über 30 Jahren kontinuielrich produziert und weltweit gastiert.  Er hat selbst noch mit dem Autor Samuel Beckett in New York gearbeitet.

 

Premiere: 21.03.1999 

Regie: Terry O’Reilly (USA)

Raum: Walter Lauterer

PerformerInnen:  Beate Göbel (D), Clemens Matzka (A), Susanne Hahnl (A), Maren Rahmann (D), Sibylle Starkbaum (A)

 

"Wenn wir uns auf die rein physischen Aspekte der Performance konzentrieren, dann treffen wir ins Herz von Becketts Intentionen. Was hier brennt, ist das Verlangen nach dem jeweils Anderen. Was wir auf der Bühne sehen, ist ein Feuer, das langsam erlischt. ... Wenn wir zeigen, daß jeder Schlag ins Gesicht intim und persönlich ist und doch zur selben Zeit von globaler Bedeutung, dann haben wir die Wahrheit. Konzentrieren wir uns also auf das Lachen, das von diesem Schlag herstammt – auf jene Wahrheit und den Horror, der daraus fließt."

- Terry O‘Reilly

 

Pressestimmen:

"Regisseur Terry O`Reilly hob (...) die Decke der Beckettschen Endspiel-Stube an und schenkte seinen fünf Figuren die herausströmende Totenluft als Lebensatem wieder."

- Der Standard, 23. 3. 1999

 

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© Walter Lauterer

ENDSPIEL in process 5: NATUR KRIEG

Produktion 5 im Zyklus, 1999

körpertheatrale Raumassoziationen zu Samuel Beckett

Eine szenische Reflexion über das Verhältnis von Natur, Kreatur & Krieg

Multi-Media PERFORMANCE

 

Premiere: 01.11.1999 

Aufführungen: 8.11., 15.11., 22.11., 29.11.1999

 

Regie: Eva Brenner

Ensemble: Marceloe Gama (BR), Beate Göbel (D), Clemens Matzka (A), Maren Rahmann (D)

Räume/Licht: Walter Lauterer

Gäste in Live-Performance:

Marcelo Gama (Piano), Lore Heuermann (Malerei), Luise Kloos (Installation) Walter Lauterer (Video), Karl Ratzer (Gitarre).

1. November:

Marcelo Gama (Piano) - LIEGEN

8. November:

Walter Lauterer (Video) - SITZEN

15. November:

Luise Kloos (Installation) - STEHEN

November:

Lore Heuermann (Malerei)- GEHEN

29. November:

Karl Ratzer (Gitarre) - LAUFEN

 

Die Performance war der fünfte und letzte Akt der mehrteiligen Serie "ENDSPIEL in process" nach Texten aus Samuel Becketts Stück "Endspiel". Radikaler als in den vorangegangenen Produktionen Endspiel 1 - 4 bestimmte das Verhältnis von fixer Struktur und freier Improvisation die work-in-progress Arbeit der Gruppe. Das Stück wurde über einen Zeitraum von fünf Wochen in immer neuen Stadien präsentiert, wobei je ein Abend eine Gesamtimprovisation vor Publikum darstellte. Der interdisziplinäre Aspekt trat erstmals dezidiert ins Zentrum, bekannte GastkünstlerInnen improvisierten gemeinsam mit dem Ensemble.

Die thematisch strukturierten Improvisationen durchquerten fünf choreographische Stationen: LIEGEN - SITZEN - STEHEN - GEHEN - LAUFEN, die dem physischen Entwicklungsweg des Menschen nachvollzogen sind und durch die körperliche Reduktion extreme Tableaux und Szenarien ermöglichen. Jede Station wurde nach einer intensiven Arbeitswoche mit einem der o.g. Gastkünstler in je einer Performance-Improvisation öffentlich gemacht - mit der Intention, daß das Publikum mit den AkteurInnen diese fünf "Temperaturen" auf- und annimmt bzw. während der Performance zu liegen, zu sitzen, zu stehen, zu gehen oder zu laufen beginnt! ("Wer will, macht mit!")

 

Mit "Natur" war hier sowohl das uns umgebende Environment gemeint, als auch der eigene Körper; Krieg beginnt nicht erst mit Bomben, sondern zeigt sich im Alltagsverhalten - in Sprache, Denken und Handeln - archetypischer Figuren.

 

"Eine Gruppe prominenter, modisch weiß-gekleideter Zeitgenossen "bekriegt" und "versöhnt" sich im Verlauf fragmentarischer Szenen, narzißtischer Soli, Duos und Trios, durchbrochen von eleganten Walzertänzen, die eine heile Welt suggerieren. In verfehlten Begegnungen und chaotischen Chorpartien agieren sie ihre Entfremdung voneinander/von der Natur aus, die sich als Ursache und Folge existentieller Isolation und "kriegerischen" Verhaltens entlarvt. Man glaubt sie zu kennen, diese Künstler-, Politiker- und Livestyle-Figuren, Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, wie sie neon-beleuchtete, designte Innenräume bevölkern, die mit den Außenräumen zu verschmelzen scheinen - anonyme Schutzzonen, angesiedelt im Irgendwo Mitteleuropas, wohin vom Krieg nur Medienlärm dringt.

Das alles erinnert an das Figurenpanorama eines Tschechow-Stückes - immer wieder wird aus dem letzten Akt von Tschechows "Kirschgarten" zitiert. In repetitiven Parcours, fragmentarischen Gesten, untermalt mit aggressiven, verzweifelten, sentimentalen Dialogen aus Becketts Stück, verkünden sie ihre Slogans zu Natur und Krieg, um danach ansatzlos in starren Fotoposen - der Stillstand der Zeit als Picknick-Tableau - zurückzufallen. Unaufhörlich vom Frieden redend, legitimieren sie einen "endzeitlichen" Status-Quo und erzwingen die Frage, ob ein Ausbruch aus dem Circulus vitiosus noch möglich ist."

- Eva Brenner

 

Gastspiel in Graz: "K" - "Solang ich das nicht KRIEG, geb ich keinen FRIEDEN"

Eine Voraufführung von "ENDSPIEL in process 5: NATUR KRIEG" fand auf Einladung des Vereins NEXT im Rahmen des 5. Internationalen Projekts für bildende Kunst 1999 in Graz statt: Premiere: 21. Oktober 1999, 17:30 Uhr, Schloßberg, Katakomben des ehemaligen Staatsgefängnisses, Ausstellungseröffnung durch Frau LH Waltraut Klasnic.

 

Pressestimmen:

Intensität

"... Intensive Auseinandersetzung mit Text und Befindlichkeit der Zeit führen zu einer Intensität, die man am Theater selten erlebt. ...

Das in Wien einzigartige Experimentaltheater konzentriert sich auf das Wesentliche. Scheinwerfer gibt es keine, ein Raum, karges Mobiliar, Schauspieler, Gastkünstler und das Publikum sind die lebendigen Bausteine dieses "armen" Theaters. Aus absoluter Reduktion erwächst vollkommene Dichte."

- Die Furche, 25. November 1999, Nr. 47/18

 

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